Historie

Herkun­ft und Geschichte

Die His­to­rie der mod­er­nen Katzen­rasse „Abessinier“ in Europa begin­nt 1868. In einem britis­chen Katzen­buch von 1874 wird erst­mals eine Abessinierkatze erwäh­nt.[1] Eine kolo­ri­erte Lith­o­grafie zeigt eine Katze mit gesprenkel­tem Fell namens Zula und erläutert in der dazuge­hören­den Beschrei­bung: „Zula, die Katze von Frau Cap­tain Bar­ret-Lennard. Die Katze kommt aus Abessinien in Folge des Krieges.“ Da im Mai 1868 britis­chen Trup­pen Abessinien ver­ließen und das Land in den Ein­fluss­bere­ich Ital­iens geri­et, liegt die Ver­mu­tung nahe, dass Zula als erste Abessinierkatze im Gefolge der englis­chen Kolo­nialarmee nach Eng­land kam. Wie diese Katze von Südostasien in das dama­lige Abessinien gelangte und ob es dort eine zeitweilige Pop­u­la­tion von Katzen mit abessinier­typ­is­chen Merk­malen gab, ist unbekan­nt.

Über Zulas his­torisches Schick­sal in Eng­land sind keine weit­eren Einzel­heit­en bekan­nt. Der neue und bis dahin unbekan­nte Katzen­typ erregte aber ins­beson­dere durch den Agouti-Effekt des Fells bei englis­chen Katzen­züchtern sehr viel Auf­se­hen. Es kam zu Kreuzun­gen mit britis­chen Kurzhaarkatzen, teils Hauskatzen, teils Rassekatzen, um der Inzucht ent­ge­gen­zuwirken. Ein Ergeb­nis der Kreuzun­gen waren auch die ersten Abessinierkatzen mit Sil­ber­fär­bung. Bere­its 1871 wurde eine „abessinis­che“ Katze (wahrschein­lich Zula oder direk­te Nachkom­men von ihr) bei der ersten öffentlichen Katzenausstel­lung im Crys­tal Palace in Lon­don aus­gestellt und errang den 3. Preis in der Gesamtwer­tung. 1882 wurde die Abessinierkatze als neue Katzen­rasse offiziell anerkan­nt. Der dama­lige Präsi­dent des englis­chen nationalen Katzen­klubs, Har­ri­son Weir, definierte 1889 höch­st­per­sön­lich den Rass­e­s­tandard für die Abessinierkatzen.[2] Damit gehört sie zusam­men mit den Siam- und Perserkatzen zu den ältesten Rassekatzen der Welt. Bere­its einige Jahre nach der Def­i­n­i­tion des Rass­e­s­tandards waren die ersten Abessinierkatzen in englis­chen Zucht­büch­ern zu find­en. Kurz nach Beginn des 20. Jahrhun­derts gelangten Abessinierkatzen auch in die USA und wur­den dort ver­mehrt gezüchtet. 1911 erfol­gte die Anerken­nung der Abessinierzucht in den USA durch die Cat Fanciers’ Asso­ci­a­tion (C. F. A.), der damals wie heute größten in den USA anerkan­nten Reg­istrierungsstelle für Rassekatzen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts ver­bre­it­ete sich die Abessinierkatzen­zucht weit­er in Europa und den USA. Auf bei­den Kon­ti­nen­ten arbeit­eten die Züchter in den 1930er-Jahren ver­stärkt an der Selek­tion von abessinier­typ­is­chen Rasse­merk­malen. 1926 grün­dete Major E. Syd­ney Wood­i­wiss, ein bekan­nter englis­ch­er Züchter, den ersten Abyssin­ian Cat Club. In Deutsch­land wur­den 1933 die ersten Abessinierkatzen beim damals einzi­gen deutschen Katzen­zuchtvere­in, dem 1. Deutschen Edelkatzen­züchter-Ver­band (1. DEKZV e. V.), reg­istri­ert.

Rückschläge in der weit­eren Ver­bre­itung und der Zucht der Abessinierkatze gab es durch die bei­den Weltkriege. In Eng­land, dem dama­li­gen Zen­trum der Abessinierkatzen­züch­tung in Europa, über­lebten lediglich 12 rein­ras­sige Abessinierkatzen und ‑kater den Zweit­en Weltkrieg. Eine Katzen-LeukoseEpi­demie in den 1960er-Jahren führte zusät­zlich zu den in den bei­den Nachkriegszeit­en zurück­ge­gan­genen Züchter- und Katzen­zahlen fast zu einem Ausster­ben der Abessinierkatzen­rasse. Seit den 1970er-Jahren kommt es zu ein­er langsamen Kon­so­li­dierung der Bestand­szahlen, die aber bei weit­em nicht denen der derzeit pop­ulären Katzen­rassen wie Maine-Coon, Pers­er- oder Siamkatzen gle­ichen.

Die erste bekan­nte Abessinierkatze: Zula